OVB Artikel über das interkulturelle Theaterprojekt: Heimat im Kopf
Was ist Heimat? Mit dieser Frage haben sich 16 Jugendliche, darunter auch Kinder des Kinderheims Schöne Aussicht und minderjährige Flüchtlinge, intensiv beschäftigt.
Das Ergebnis ist ein biografisch-dokumentarisches Musiktheater - und das wird heute, Samstag, um 20 Uhr in der Blackbox im Lokschuppen aufgeführt. Initiator des ungewöhnlichen Musikprojekts ist der Chorkreis St. Quirinus in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Rosenheim.
Rosenheim - "Musik hat eine unglaubliche Kraft. Sie kann Menschen öffnen und stärken", meint Michael Gartner. Der Fürstätter Kirchenmusiker hat vor zehn Jahren die Leitung des Chorkreises St. Quirinus übernommen. In dieser Zeit wurden neben zahlreichen Konzerten auch schon große musikalische Projekte erfolgreich umgesetzt. Die Grundidee für das aktuelle Kindermusikprojekt entstand bereits vor einigen Jahren bei einer Feier im Kinderheim "Schöne Aussicht".
Mit Musik, Gesang und Tanz sollen verletzte Kinderseelen gestärkt werden (wir berichteten). Die Kosten für dieses Projekt in Höhe von rund 6000 Euro hat der Chorkreis mit einem Benefizkonzert und Sponsoren aufgebracht.
16 Jugendliche im Alter von elf bis 16 Jahren wurden für das Projekt ausgewählt. Betreut werden sie mit Tatjana Schoeler von einer professionellen Theater- und Musikpädagogin, die in der Arbeit mit benachteiligten Kindern schon viel Erfahrung vorweisen kann. Außerdem gibt es fachliche Unterstützung von Tanzdozentin Sabrina Fitsch, Trommeldozent Daniel Kohl und Schauspieldozentin Livia Schoeler.
Neben den Kindern des Kinderheims und einigen minderjährigen Flüchtlingen machen auch Kinder und Jugendliche mit, die Projektleiterin Schoeler schon bei früheren Schulprojekten kennengelernt hat. So soll das Miteinander gefördert und gestärkt werden.
Eigene Geschichten miteingebracht
In den vergangenen zwölf Wochen wurde ein 45-minütiges Stück entwickelt. Alle Jugendlichen waren bei den Proben mit Feuereifer dabei. Jeder brachte in das Stück seine ganz eigene Lebensgeschichte mit ein. Mitunter ist diese sehr bewegend, wie zum Beispiel bei einem Flüchtling, dem erst nach viermaligem Anlauf die Flucht aus einem Leben mit Gewalt und Terror gelungen ist.
Neben ihren Biografien bereicherten die jungen Menschen die Inszenierung aber auch mit Liedern und Musik aus ihrer Heimat. "Viele Geschichten sind zwar traurig, aber trotzdem wirkt das Stück dadurch insgesamt fröhlich", meint dazu einer der jungen Theaterspieler.
Titel des Musikprojekts ist "Heimat im Kopf". Die wichtigsten Requisiten sind Koffer. Sie sind Symbol für Flucht, Reisen und Veränderung im Leben und verwandeln sich auf der Bühne sogar in ein Flüchtlingsboot.
Die Jugendlichen erörtern spielerisch, was Heimat für sie bedeutet und wozu die Menschen sie brauchen. "Gibt es Heimat auch im Krieg?", lautet am Anfang die Frage eines Mädchens. Ein junger Mann will wissen: "Kann Heimat überall sein?"
Für viele der Jugendlichen ist es das erste Mal, dass sie auf einer Bühne stehen. Das Lampenfieber hielt sich bisher noch in Grenzen. "Das wird sich aber noch ändern", ist Projektleiterin Schoeler sicher, die vom Engagement und Können ihrer Schüler begeistert ist. Sie freut sich schon auf die heutige Aufführung. Der Eintritt ist frei. Platz ist für 80 bis 100 Zuschauer, bei großem Andrang soll das Stück zweimal hintereinander gezeigt werden.
Echo Artikel: Kultur tut gut
21.10.2014
„Kulturelle Bildung“ in allen Rosenheimer Stadtteilen ein Erfolg
„Kulturelle Bildung“ ist vor sechs Jahren in Rosenheim gestartet, um alle Kinder, Jugendlichen und Familien in den Stadtteilen durch kostenfreie Bildungsprojekte beste Chancen auf eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. In Bürgerhäusern, Schulen, Sportvereinen, auf Straßen und Vorplätzen, in Kindergärten und -horten, Moscheen und auf Bolzplätzen finden verschiedenste Projekte großen Zuspruch bei den angesprochenen Familien. Weit mehr als 100 Lern-, Sprach-, Kunst-, Sport- und andere Bildungsprojekte konnten stattfinden.
„Kulturelle Bildung“ wurde 2008 durch eine Initiative von Stadträten, Vertretern aus Institutionen und Projektdurchführenden im Bereich Bildung, Kunst und Kultur gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Rosenheim und der Sozialen Stadt initiiert. Inzwischen ist es ein gemeinschaftliches Stadtteilentwicklungsprojekt des Kulturamtes und der Sozialen Stadt. Rosenheim ist eine familienfreundliche, attraktive Mittelstadt in einer wirtschaftlich starken Region. Deshalb ist Rosenheim das Ziel für Einwanderer aus allen Teilen Europas. Die Stadtteile Soziale Stadt, die günstigen Wohnraum bieten sind Einwandererquartiere. Eine gute Lebensqualität im Stadtteil ermöglicht den Familien eine Teilhabe an der Stadtgesellschaft, letztendlich einen sozialen Aufstieg und verhindert die soziale Ausgrenzung. Beraten und beschlossen werden die Projekte von den Begleitausschüssen Nord, Ost und West. Oft decken die Projekte schnell und unbürokratisch einen konkreten Bedarf ab. So konnten über Jahre viele Kinder in den Grundschulen dank dem Programm Schwimmen lernen.
2014 konnten bisher 16 Projekte gestartet werden. Für die Mittelschule am Luitpoldpark organisierte der Elternbeirat unter Leitung von Martin Löwe zwei Sprachkurse und einen Theaterworkshop. Mit
den Sprachkursen konnte Schülerinnen und Schülern, die gar nicht oder kaum die deutsche Sprache beherrschten schnell, unbürokratisch und kostengünstig geholfen werden.
Ein besonderer Erfolg wurde der Theaterworkshop unter Leitung von Tatjana Schoeler, der Anfang März startete und vom Begleitausschuss Nord genehmigt worden war. Die jüngeren Schülerinnen
erarbeiteten das Musical „Timetown“, die älteren Schülerinnen entwickelten mit Tanja Schoeler ein Stück zum Thema Toleranz, Vorurteile und Zugehörigkeit. Sechs Mädchen, Bleona, Azra, Nadine,
Laura, Nensi und Jessica, streben inzwischen eine Schauspielkarriere an und haben ihre Theatergruppe die „Black Diamonds“ genannt. Beide Gruppen konnten auf verschiedenen Veranstaltungen bereits
unter viel Beifall auftreten und sind sehr stolz auf ihren Erfolg.
„Mein Idol ist Katy Perry“, so Ardessa aus der 5. Klasse. „Einmal mit ihr auf der Bühne stehen ist mein absoluter Traum, durch die Theater AG bin ich meinem Traum ein Stück näher.“ Laetizia, ebenfalls aus der 5. Klasse der Mittelschule, freut sich die ganze Woche auf die Theater AG: „Mir macht das Theater einfach Freude“, so Laetizia. (...)
Die Volksschule Fürstätt organisierte einen Kursus für Kinder, die in die höheren Schulen wechseln wollen und Startklar Jugendhilfe organisiert Kulturveranstaltungen für Familien „Bühne
frei!“ im Familienzentrum Finsterwalderstraße und dem Bürgerhaus E-Werk-Stüberl auch unter der Projektleitung von Tatjana Schoeler. Ebenfalls aus dem Programm werden die offenen
Fußballtrainings mit Flüchtlingen der Freien Turnerschaft unterstützt.
Kulturamtsleiter Robert Berberich zeigte sich insgesamt zufrieden über die Arbeit der Begleitausschüsse: „Ganz tolle Projekte“, zog er Bilanz.
Mehr Informationen über Telefon 0 80 31/2 32 13 58 und www.sozialestadt-rosenheim.de.
Mittelschülerinnen entdecken mit Theaterprojekt Teamgeist und generieren Erfolg
Das Kindermusical "Timetown" der Arbeitsgruppe Theater (AG) von Schülerinnen der Mittelschule am Luitpoldpark ist eine Adaption der Kindergeschichte "Momo".
Es handelt vom Waisenkind Vika und ihrem Hund Mo, die im alten Schulgebäude leben, und in der Stadt Timetown die Einführung von Zeitkonten miterleben. Für die Leiterin der Theater AG, Tatjana Schoeler, ist der gesellschaftskritische Ansatz in ihrer Arbeit essentiell. "Theater schafft Dialog, zum einen werden die Teilnehmerinnen mit gesellschaftlich relevanten Themen konfrontiert und zum anderen die Zuschauer", so Schoeler. Auch in "Timetown" hebt sie einen wichtigen Aspekt hervor: Lebenszeit. "Wir sollten uns alle Fragen, wie wir unsere Zeit nutzen wollen und was sie uns bedeutet." Die Arbeit mit den Schülerinnen zeige, wie wichtig es ist, Kinder und junge Erwachsene künstlerisch zu fördern. Schoeler will kulturelle Bildungsarbeit leisten, um Jugendliche unterschiedlichster ethnischer, religiöser und sozialer Herkunft zusammenzubringen, damit sie spielerisch ihre Kompetenzen entfalten können, Teamgeist entdecken, Erfolgserlebnisse generieren und über künstlerische Prozesse an Authentizität und Persönlichkeit gewinnen. Wer der Theater AG sein Vertrauen schenken und ihr einen Auftritt bei einem Fest ermöglichen will, kann sich unter Telefon 618 49 11 informieren und buchen. Uraufführung von "Timetown" war im Rahmen des Parkfestes im Luitpoldpark. Foto re